Diotima tanzte, tanzte mit mir.
Ich nahm sie bei der Hand,
nahm sie in die Arme, nahm sie.
Wir tanzten auf Scherben, Scherben
vergessener Spiegel. Versessene
Visionäre, selige Tarantellatänzer,
streiften wir den Himmel, leugneten
der Erde Blutzoll mit jedem Kuss,
jedem geflüsterten Liebesschwur.
Tanzten jene archaischen Gesten,
wo das Sein erblüht und der Schein
verblasst. So schenkte mir Diotima
Zeichen, die ich nie zuvor sah und
plötzlich erkannte, Zeichen, die nur
der liebende Blick zu deuten weiß.
Ein neuer Tag begann. Die Landschaften
der Liebe enthüllten sich in Myriaden
von
Farben, die allem entströmten, was
ein
Blick des Herzens arglos berührte.
Ja, denn arglos, unschuldig, rein, kann
nur ein liebendes Herz die Welt begreifen,
die Welt in zahllosen Farben. Farben,
die kein Gedanke zu erfassen vermag.
Denn das Herz ist der selige Maler,
der mehr Farben sieht, als er auf
die Leinwand bringt, der selige
Komponist, der Symphonien hört,
die kein Orchester jemals spielen wird,
der selige Dichter, dem eine Helle sich
formt, die unaussprechlich bleibt.
So viele Farben, so viele Töne, so viel
Licht. Selig unter Seligen. Heilig unter
Heiligen. Zwischen hell und Dunkel,
zwischen Schwarz und Weiß, lächelte
des Liebesgottes Gnade, und die Vögel
des Zufalls sangen ihre schönsten Lieder.
Wie die Tage vergingen! Die Kälte
erstarrten Schmerzes konnte kein
heißes Herzblut schmelzen.
Seine Berge
wuchsen, wuchsen zum
Himmel.
Aus eisigen Wolken fielen
wir,
landeten hart im Schmutz der Erde.
Rappelten uns auf, verbargen uns vor
neuen Spiegeln, spielten mit den Herzen
Verstecken. Gefangene unserer Dämonen
verirrten wir uns, verirrten uns wie Hänsel
und Gretel im Wald. Nicht mal einer bösen
Hexe begegneten wir – sondern nur uns selbst!