in memoriam P.S.
Niemals mehr erstrahlen deine
Augen in meiner Liebe Licht.
Niemals mehr begleiten die
Vögel des Zufalls unsere Schritte.
Myriaden Verse, die meiner
Leidenschaft auf den Lippen
brennen, bleiben ungereimt,
elysische Lieder ungesungen.
Tausend Küsse ungeküsst.
Liebeslieder, die leicht aus
meinem Herzen dir zufliegen,
finden ihr Nest nicht mehr.
Sie fallen, schwarzen Steinen gleich,
vom Himmel. Versinken im Treibsand
des Vergessens, in der Folterkammer
unerträglich schmerzhaften Gedenkens.
Wie wirken die Wege in meiner Seele,
die ich von nun an ohne dich beschreite,
wie die rinnenden Rufe im Lorbeerwald,
wenn ich im Kreis laufe, mich verirre?
Niemals mehr schmilzt die Härte meines
Urteils angesichts der Anmut deines Lächelns,
fliegt sie auf in deiner tönenden Freude,
wie entzückte Lerchen im Sommerwind.
Niemals mehr liebkosen meine Hände
deine Haut, niemals mehr umarme ich
dich, bin mit und in dir in Liebe eins, ob
im Brautflug oder in unpräziser Landung.
Niemals mehr schlafe ich eng und
umschlungen ein mit dir oder erwache
Im Licht liebestrunkener Augenblicke.
Kein Chiffreflüstern mehr sucht den
Weg in jener Zwischenwelt von Schlaf,
Traum und Wachen, so, als lägest du
in meinen Armen. Eine Zauberwelt
stirbt, leblos ohne deinen Morgenduft!
Niemals mehr ist das Leben erfüllt von
Koinzidenzen oder entflammt in wilder
Freude oder dröhnenden Dramen. Die
Lieder meiner Lyra wölben nur die Öde.
Die heilige Stille der vergänglich Liebenden
versinkt in Totenruhe. Kein Atemzug,
kein Flüstern, kein Rufen, kein Summen,
das sie in die Farben der Oberwelt führt.
War es doch nur eine Geste, als ich der
Götter Wort nicht traute, als die Sehnsucht
nach Dir, Eurydike, mich übermannte. Sie
verbannte dich auf ewig in des Hades Reich.
In dieser Welt der Schatten bleibt kein Tanz
zu tanzen, kein Lied zu singen. Diese Welt
schweigt seelenlos, jedes Lächeln, jede Geste
der Liebe wirft nur Dunkel in die Schatten.
Nun irre ich im Nebel meiner endlosen Tränen
durch dunkle Wälder, meine Lyra spielt und spielt.
Erklingt für Dich, Eurydike, mein einziges, mein
unerreichbares, dahingeschiedenes Publikum.
![]() |
Carl Andreas August Goos, Public domain, via Wikimedia Commons |