Die Wege der Liebe führen dich durch
alle Landschaften und Wetter deiner Seele:
Durch endlose Ebenen, bei Sonne und Regen,
über die Hügel der Freude und durch Täler der
Tränen, durch Flüsse mit reissenden Wassern
und über die endlosen Meere des Unbewussten,
in denen Boote untergehen und nicht auftauchen.
Sie führen dich auf die Gipfel der Freude und der
Lust, mit all den Abgründen, in und neben dir.
Deshalb: Beginne mit den kleinen Bergen. Sie lassen
dich lernen und fordern ein gutes Schuhwerk, deine
Kleidung sollte angemessen sein, und beides gut
besorgt und gepflegt, sonst fordert die Reise
schnell ihren Tribut. Wähle deine Kleidung mit
Sorgfalt. Wenn du dich zu warm anziehst, dann
magst du zwar glauben, gut geschützt zu sein
vor allen Wettern, aber du wirst unbeweglich
und steif und deine Wärme bleibt in dir, statt
nach Außen abzustrahlen. Dann wirst du innen
brennen, aber außen keine Wärme geben.
Wählst du aber deine Kleidung zu leicht, oder
gehst du ohne Kleidung gar, dann mag das zwar
für einen Garten Eden die rechte Bekleidung
gewesen sein, aber aus dem sind wir längst
vertrieben. Bedenke, wenn dir die Leichtigkeit
im Sinne steht, dann wirst du nicht weit kommen
und schon in der ersten Nacht, wenn die Sonne nicht
mehr scheint, nur noch weg rennen und dich hoffnungslos
verirren oder einem anderen Reisenden anschließen.
Wenn du mich fragen würdest nach der idealen
Route, dann antworte ich dir: sie gibt es nicht, es
gibt nur deinen Weg. Aber teile deine Kräfte ein
wie ein erfahrener Wanderer, beginne nicht gleich
mit den höchsten Gipfeln, sondern mit den Hügeln.
Wenn die Berge höher werden, achte gut auf deine
Schritte und sei niemals achtlos. Stets brauchst du
einen festen Tritt, und solltest um den richtigen Weg
wissen und einen guten Führer in deinem Herzen
tragen, denn es geht vorbei an den gefährlichen
Schluchten alter Erfahrungen, deinen Dämonen,
die dich hinab ziehen wollen in ihre Tiefen, die
Beine zittern lassen und den Gang zaghaft machen.
Dann sprich mit dem Geliebten, sprich mit ihm über
deine Ängste und Zweifel und lausche den seinen.
Plant kürzer, verlängert die Pausen, sing mit dem
Geliebten, tanz mit ihm, macht Liebe, nehmt euch
bei der Hand, baut einen Biwak und haltet euch
einen Tag länger auf oder mehr, aber schweigt
nicht, erstarrt nicht, sonst wird jeder für sich erfrieren.
Sprecht mit den Einheimischen, mit den Vögeln, mit den
Bergziegen, sie kennen die Landschaft hier und
werden euch manches lehren, wenn ihr hören könnt.
Aber geht nicht zurück, es gibt keinen bequemeren Weg.
Der führt auch vorbei an den Gletscherspalten der
Verzweiflung, durch Nebelschwaden und Wolken, achte
auf jeden Schritt, sei entspannt, atme gut, lache. Ernähre
dich mit den richtigen Speisen für deinen Weg, damit du
bei Kräften bleibst. Erfreue dein Herz an der Schönheit der
Landschaft, vertraue dir selbst und vertraue deinem Geliebten.
Vertraue der Stimme in dir, denn dein Herz spricht, lass es
singen und singe mit deinem Geliebten. Denn dein Herz trägt
die Weisheit und das Wissen aller Herzen in sich, die hier
jemals gegangen sind. Benutze ihre Augen. Verliere den
Gipfel nicht aus dem Blick! Wähle dein Ziel gut aus.
Bedenke, dass die leichteren Gipfel nur Übung sind
für die großen und dich eines Tages auch den Gipfel
der Glückseligkeit erreichen lassen. Jeder Gipfel schenkt
dir einen einzigartigen Ausblick über die Welt, über die
ganze Schönheit der Schöpfung. Dann fühlst dich allen
Himmeln so nah oder magst dich wie der Himmel fühlen.
Und doch weißt du, kommst du jemals dorthin, dass du
hier kein Haus bauen kannst, denn du würdest hier
jämmerlich erfrieren. Deshalb steige wieder hinab, suche
den nächsten Gipfel, so viele lohnen sich zu erklimmen.
Denn das sind die Wege der Liebe. Sie sind nicht
nur wie das Leben, sie sind das Leben selbst.
(m)
Lieber Volker,
AntwortenLöschensprachlos sitze ich hier, die Zeit floss dahin und ich lese und lese, ich weiß nicht, zum wievielten Male, es ist ein Meisterwerk...
Dir ein sonniges Pfingstfest, ja, wirklich schöne Tage...
herzlichst, Rachel